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>> Boomtown Jazzband in der Presse
Badische Zeitung vom Freitag, 25. Januar 2008

Stilbrüche, die das Programm so richtig spannend machen

Die Boomtown Jazzband pendeln zur Freude des Publikum zwischen New Orleans, Mardi Gras und "La vie en rose"

LAHR. Lahr als Boomtown? Das kann doch nur ironisch gemeint sein, oder etwa nicht? Die Boomtown Jazzband stellt sich die Frage gar nicht. "Irgendwas boomt immer" , meint ihr Frontmann Dirk Bitterer. Derzeit sind es die Mittwochabende im Schlachthof, die brummen. Jede Band, die zur "Live-Schicht" ins Schlachthof-Bistro kommt, bringt einerseits ihr eigenes Fanpublikum mit, aber es gibt auch ein Stammpublikum, das es genießt, mitten in der Woche stets ganz anders geartete, handgemachte Musik aus der Region zu hören.

Die Boomtown Jazzband mit ihren fünf Musikern aus Lahr und Umgebung passt da bestens ins Programm, findet aber kaum auf dem kleinen Kneipenpodium Platz. Bald schwenkt Kontrabassist Sven Bitterer den Bass gefährlich knapp am fein polierten Scheitel seines Bruders Dirk vorbei. Bald fürchtet das Publikum, dass dieser auf seine Trompeten-Dämpfer tritt, die er zwischen sich und Pascal Krämers Schlagzeug auf dem Boden gestapelt hat. Sven Bitterers Tuba findet schon gar keinen Platz mehr auf dem Podium, aber für Lukas Ruschitzka und sein Klavier und Boris Sieger samt Saxophon gibt es noch ein Eckchen.

Zwischen 19 und 29 Jahre alt sind die Musiker, die in dieser Besetzung seit 2005 zusammen spielen. Seit 2002 gibt es die Boomtown Jazzband, und immer stand der gute alte Jazz im Mittelpunkt — allerdings ohne jeden Anflug von Purismus. "New Orleans" heißt die musikalische Klammer, die alles zusammen hält, vom Dixie-Sound über Mardi-Gras Marching Band bis hin zu Funk-Anklängen, die aber noch recht zaghaft ins bunt gemischte Repertoire Eingang gefunden haben.

Ein bisschen warm spielen müssen sich die fünf Kravattenträger erst einmal, bevor dann der Funke auf das Publikum überspringt. Bei "New Orleans" und "Dream" zeigen sie sich von der leisen, weichen Seite, beim "Muskrat Ramble" oder "Glorias Kitchen" geht es handfester zu. Dabei scheuen die Boomtowners auch nicht die kleinen Stilbrüche, die das Programm aber erst so richtig spannend machen. "La vie en rose" ist so einer, und auch "Ya, Ya" , das mit dem nötigen Drive daherkommt, der wirklich in die Beine geht.


Selten wurde ein Hut
charmanter durch die Reihen gereicht


Die Boomtown Jazzband lieferte an diesem Abend entspannte Hintergrund-Musik, bei der man sich noch unterhalten konnte. Dabei waren die Soli von Dirk Bitterer, Boris Sieger und Lukas Ruschitzka überaus hörenswert, spannend, witzig, und mit einigem Understatement gespielt. Dirk Bitterers Stimme ist ein wenig zu glatt, um den verruchten Charme von "New Orleans" rüberzubringen, dafür sind die zarten Versuche der drei Frontmänner, gelegentlich den Background-Chor zu mimen, unbedingt ausbauwürdig. Die Rhythmusgruppe mit Sven Bitterer und Pascal Krämer hielt sich stark zurück. Der Versuch, am späten Abend mit einer Polonaise durchs Lokal noch den New Orleans Karneval "Mardi Gras" heraufzubeschwören darf als nicht ganz gelungen gelten — aber selten wurde ein Hut zum Geldsammeln charmanter durch die Reihen begleitet.

Juliana Eiland-Jung