Boomtown Jazzband in Berlin – ein kurzer Reisebericht
...aus der Sicht einer Jener, die dabei waren.
Prolog
Dieser kurze Reisebericht soll wiedergeben, was uns in Berlin widerfuhr; und dies so detailgenau wie möglich, jedoch ohne für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, langweilig zu werden, und ohne allzupeinliche Peinlichkeiten preiszugeben, geschweige denn, einen der an diesem Wochenende Beteiligten zu kompromittieren. Ich hoffe, dies ist mir gelungen, und wünsche Ihnen viel Spaß an den Abenteuern der „Boomtown Jazzband“ in Berlin.
Vorgeplänkel
Nachdem wir uns Mitte Oktober dazu entschlossen hatten, zu den zwei Biberacher Kaiben nach Berlin zu fahren (gemeint sind hier die Ex-FunkFarmers-Bandmitglieder bzw. Bandleader Thomas Kornmaier und Benny Spitzmüller), um unsere seit über einem Jahr geplante Demo-CD aufzunehmen, ging es auch am 12.12.2008 endlich los!
Da Benny sich in Berlin ein kleines Studio aufgebaut hatte, war natürlich die Idee naheliegend, einen kleinen Bandausflug nach Berlin zu machen und das ganze mit einer Aufnahmesession am Freitagabend und evtl. Samstagmittag und einem kleinen Gig am Samstagabend zu verbinden. Thomas hatte uns auch einen Gig im schnuckeligen „Speakeasy“ (www.speakeasy-berlin.de) klargemacht, die Organisation der Leihinstrumente (Kontrabass, Schlagzeug, Keyboard) in die Hand genommen, sowie die Hin- und Rückfahrt zum Gig per Mietauto bzw. Großraumtaxi; dazu aber später mehr.
Anreise
Also, wie gesagt, ging es am 12.12.2008 morgens um 09:00 Uhr los für uns,
mit dem ICE nach Richtung Berlin! Durch einen glücklichen Zufall richtete es
der liebe Herrgott so ein, dass, als ich die Fahrkarten holte, die 1. Klasse-Tickets
billiger als die 2. Klasse-Tickets waren und zugleich auch noch ein Vierertisch
reserviert werden konnte. Dann richtete es der liebe Herrgott oder der glückliche
Zufall auch noch so ein, dass Pace (zur allgemeinen Information: das ist der
Spitzname unseres Drummers Pascal) zur Hinfahrt einen Sixpack „Tannenzäpfle“
organisiert hatte. Und so geschah es, dass im ICE nach Berlin, am Freitagmorgen
um 09:30 Uhr in der 1. Klasse vier lustige Musikanten saßen, jeder ein Bier
vor sich und das altbewährte, vielfach verkannte und komplizierte Kartenspiel
„Maumau“ klopften. Und Sie können sich gar nicht vorstellen, was da Scheißdreck
gemacht und gelacht wurde... na ja, vielleicht ja doch.
So zogen sich die
ca. 6 Stunden Fahrt relativ kurzweilig – mit kleinen, erhaschten Raucherpausen
für Pace in den größeren Bahnhöfen – hin, und nachdem uns (oder zumindest mich)
alle im Abteil endgültig für verrückt hielten, nachdem ich einen kurzen Telefonausticker
mit Thomas hatte (wobei ich nix dafür konnte, denn die Verbindung brach ab,
und nach etlichen „Hallo? Hallo? Haaalllo?`s hatte ich die Schnauze voll und
rief ins Handy : „ Falls du das jetzt hörst, du bist ein Arschloch! “ (natürlich
in original badischem Dialekt)), kamen wir auch endlich im kleinen, schnuckeligen,
urgemütlichen Hauptbahnhof von Berlin an. Schnurstracks bewegten wir uns Richtung
Nordausgang („Nordausgang. Hallo?“) und dann mit der Buslinie M41 (für alle,
die sich für den öffentlichen Nahverkehr in Berlin interessieren) auch schon
zu unseren zwei Biberacher Kaiben. Durch die rasante Busfahrt konnten wir uns
auch schon mal an das schnelllebige, hektische und rasante Leben in Berlin gewöhnen,
und so kamen wir planmäßig, rechtzeitig und vollbeladen um kurz vor 16:00 Uhr
im Studio, Wohnort und Hauptzentrale der BCS-Studios in Berlin-Kreuzberg an.
Aufnahmesession
Nach Überreichung des Gastgeschenkes (eine schöne Flasche Kirschwasser und
Fessenbacher Roter) und Ruhigstellung des Übermieters (eine Flasche Zeller-Abtsberger
Spätburgunder Goldmedaille und einen „Blaulicht“-Riesling – von denen im Nachhinein
eine genügt hätte...), nach einigem Rumgestöpsel im Studio und einigen Happen
der sehr guten 2-EURO-Pizza um die Ecke, konnte es gegen so 17:00 Uhr auch endlich
losgehen!
Sven, Pace und ich nahmen zusammen im abgetrennten Studioraum (Schlafzimmer
von Benny) auf, und Lukas spielte derweilen auf dem Studiokeyboard im Mischraum
des Studios (Wohnzimmer). Augenkontakt hielten wir durch zwei Laptops mit eingebauten
Kameras und hören konnten wir uns durch die Kopfhörer, die in richtigen Studios
ja auch üblich sind.
Wir spielten also zwischen 2 und 4 Takes von jedem Stück
ein, um nachher dann das Beste rauszusuchen. Man muss sagen, es lief wie geschmiert
und schließlich waren wir mit den Stücken, die mit Kontrabass gespielt werden,
fertig, und nach einer kleinen Umbaupause und einer Stärkung mit Kirschwasser
konnten wir auch mit dem Tubastück „Cherry Cake Walk“ loslegen – aber vor dem
„Cherry Cake Walk“ sollte man vielleicht immer ein Schlückchen Kirschwasser
zu sich nehmen.
Da wir noch etwas Zeit hatten bis zum offiziellen Sessionschluss
(20:00 Uhr), machten wir auch noch ein kleines Bonusstück dazu, „Li´l Liza Jane“.
Hierzu kamen dann Simon, der Aufnahmeassistent von Benny, der ansonsten auch
ein guter Drummer und auch DJ ist, Thomas und Lukas zu uns in den Raum, um uns
mit Percussioninstrumenten zu verstärken.
Ja, das war’s dann auch. Die Dinger
waren im Kasten, die Gesangsaufnahmen waren für den nächsten Tag in der Gesangskabine
(Gesangskabine) geplant, und wir hörten noch mal drüber, beratschlagten, was
gut sei, was nicht und was wir heute Abend noch machen würden und was nicht.
Freitagnacht in Berlin
Wir hatten uns also entschlossen, den Club in Berlin-Mitte (Akut) noch aufzusuchen,
wo Simon um 01:00 Uhr Drum´n Bass auflegen würde, und so zogen wir rechtzeitig
los. Natürlich hatten wir alle wieder Hunger von der anstrengenden Aufnahmesession,
und so machten wir einen kurzen Halt im 2-EURO-Pizza-Laden um die Ecke, wo wir
uns noch mal eine 2-EURO-Pizza gönnten.
Aber nun konnte es losgehen! Berlin bei Nacht! U-Bahnfahren, durch die leuchtreklamenerhellten Straßen streifen,
den Club suchen, Mädels hinterher schauen (nur Thomas und ich), im Club dann
zu Drum´n Bass abtanzen (nur Thomas und ich), Bier trinken, wieder durch die
Straßen streifen, irgendwelchen im Auto sitzenden Ex-GZSZ-Stars hinterherwinken,
auf die U-Bahn warten, über Musik diskutieren, über Musik philosophieren, durch
die Straßen streifen, über das Leben diskutieren, über das Leben philosophieren,
U-Bahnfahren, wieder zurückkommen, noch mal eine 2-EURO-Pizza im 2-EURO-Pizza-Laden
um die Ecke essen, weil der Bierverzehr wieder hungrig macht, um 3 Uhr morgens
daheim ankommen, noch mal ein Gute-Nacht-Bier trinken, übers Leben und über
die Musik diskutieren und philosophieren, und schließlich schlafen gehen. Dann
noch die Nacht mit Geschnarche überstehen (manche).
Vorbereitungen auf den Gig im Speakeasy
Am nächsten Morgen – der Wecker war auf 10:00 Uhr gestellt – wachten wir
wieder frisch und munter auf; oder waren es zumindest nach dem Duschen. Sven
und Pace besorgten Frühstück, und so konnten wir noch gemütlich frühstücken
und uns mit Angie, der Freundin von Benny, unterhalten, die uns auch noch ein
paar Tipps für den Touriteil gab. Schließlich wollten wir auch noch zumindest
ein bisschen was von Berlin sehen.
Und so machten wir dann auch den Klassiker:
Mit der U8 an den Alexanderplatz, Fernsehturm, Rotes Rathaus, Museumsinsel,
Unter den Linden, Brandenburger Tor, Reichstag und wieder zurück. Nicht zu vergessen,
die Currywurst, die man in Berlin ja auch mal essen sollte; nicht immer nur
2-EURO-Pizza.
Als wir schließlich kurz nach 14:00 Uhr zurückkamen, erklärte
uns Thomas, dass er noch mal durchgerechnet hätte, und ein Großraumtaxi zu nehmen
wohl billiger wäre, als den Mietvan. Das konnten wir uns allerdings nicht vorstellen,
aber gut, Thomas lebt schon seit 2 Jahren in Berlin und wird das ja wohl besser
wissen.
Dann gings noch kurz ans Einsingen der Studio-Aufnahmen, was relativ
schnell erledigt war. Anschließend hieß es: Keyboard bzw. Stagepiano holen!
Thomas und ich zogen also los, das Ding zu holen und eine Stunde später kamen wir völlig
abgekämpft zurück, nachdem wir das Teil eineinhalb Kilometer (gefühlte 20 Kilometer)
durch Kreuzberg geschleppt hatten nebst anderen Komplikationen, die an dieser
Stelle nicht erwähnt werden dürfen. Aber zumindest war es jetzt endlich da,
und endlich konnte es losgehen. Ich zog mich noch schnell um, was die anderen
vorher schon in Ruhe machen konnten, und dann kam auch schon das Großraumtaxi,
welches sich als Sharanartiges Gefährt + grantigem türkischem Taxifahrer herausstellte,
in welchem mit Müh und Not unser Equipment und Benny und Pace hineinpassten.
Wir anderen (Lukas, Simon, Sven, Thomas und ich) fuhren dann, bepackt mit Kontrabass,
Tuba und Trompete, mit U- und S-Bahn hinterher. Man muss sagen: Punks, Penner,
Drogensüchtige, Verrückte, das alles ist in den U-Bahnen Berlins normal, aber
eine Tuba – das ist mal was Außergewöhnliches! Wir waren der Hit in den Berliner
Bahnen, mit unserer Tuba!
Der Gig im Speakeasy – ein wundervoller Abend!
Pünktlich waren wir dann im Speakeasy, Berlin Prenzlauer-Berg, um noch aufzubauen
und einen kleinen Soundcheck zu machen. Zeitgleich stieg noch eine kleine Geburtstagsfeier,
an deren Büfett wir uns vor dem Gig etwas bedienten (an dieser Stelle noch mal
Verzeihung, aber der Nudelsalat war super!). Wir hoffen auf jeden Fall, dass
unsere Musik eine Bereicherung an der Feier war.
Ja, pünktlich um 20:00 Uhr,
wie wir Schwarzwälder halt sind, fingen wir an. Und es war wohl einer der Höhepunkte,
wenn nicht der Höhepunkt, in der Bandgeschichte der Boomtown Jazzband! Von Anfang
an war es ein reisen Spass, der sich von Stück zu Stück, von Set zu Set steigerte.
Um 23:00 Uhr mussten wir dann die Bühne wegen der Übermieter verlassen. Naja,
vielleicht hätten wir denen auch zwei Flaschen Badischen Wein mitbringen sollen!
Wir boten wieder unser übliches Programm, das anfängt mit alten Klassikern aus New
Orleans, sich schließlich dem Swing widmet, um dann im Mardi Gras-Feeling und
Rhythm and Blues von New Orleans seinen Höhepunkt zu finden und zu enden.
Ein
bisschen mulmig war mir schon, vor dem anspruchsvollen und verwöhnten Berliner
Publikum, aber wir haben an diesem Abend wohl nicht nur neue Fans sondern auch
Freunde gewonnen, allen voran Wolf, der Wirt, der gute DJ Rocking Earl Mike
und Homepageorganisator Klaus + Hilda Heymann.
Und so verließen wir schweren
Herzens nach etwas Feiern das Speakeasy (an dieser Stelle noch mal herzliche
Grüße an alle, die da waren!) weil wir ja das ganze Zeug noch zurückbringen
mussten und die Aufnahmen auch noch anhören wollten, die Benny und Simon gemacht
hatten. Auch Benny und Simon sei hier nochmals extra gedankt für ihr Engagement
und Können; denn die Life-Aufnahmen sind wirklich gut geworden.
Und so fuhren wir also in einem richtigen Großraumtaxi mit nettem Taxifahrer (Danke
noch mal für den „Blitzkrieg-Bop“ von den Ramones) wieder zurück und nachdem
wir das Taxi ausgeladen hatten, Bier besorgt und auch noch mal 2-EURO-Pizza
gemampft hatten (eigentlich hatte sich jeder geschworen: Heute keine Pizza!),
hörten wir noch bis in die frühen Morgenstunden die Aufnahmen an und feierten.
Abschied / Heimreise
Benny und Thomas hatten es am Sonntag wirklich geschafft, mit uns aufzustehen
(hier noch mal ein großes Lob!) und so konnten wir noch mal alle zusammen ein
gemütliches Abschiedsfrühstück starten.
Schließlich wurde es Zeit für uns
zu gehen. Wir verabschiedeten uns schweren Herzens und tränenreich unter vielen
„I-mog-di“-Bekundungen und Umarmungen von Angie, Benny und Thomas und nahmen
wehmütig den M41 wieder zurück an den Hauptbahnhof.
Nachdem wir dann nochmals
ein wenig Bier für die Heimreise besorgt hatten traten wir dann die Heimfahrt
in der 1. Klasse an einem Vierertisch im ICE an. Trotz der in den Gliedern steckenden
Müdigkeit schafften wir es, viel zu lachen und Unsinn zu treiben, was uns ein
paar genervte Gesichter um uns herum bestätigten.
So erreichten wir nach
den vielen Stunden, wiederum mit kleinen Raucherpausen für Pace, endlich wieder
Lahr – erschöpft und glücklich zugleich! Was hatten wir nicht alles an diesem
Wochenende gelacht und erlebt!
Epilog
Nun, da ich dies schreibe, sind schon wieder zwei Wochen in die Lande gezogen,
und ich hoffe, nix und niemanden vergessen oder übersehen zu haben. Es bleibt
mir nur noch übrig, mich noch ein letztes Mal bei allen Beteiligten zu bedanken.
Ihr wart einfach wundervoll und es war für uns ein einfach wundervolles Wochenende,
nach dem ich beschlossen habe, dass wir in Zukunft auch „Wonderful World“ spielen
müssen.
Für alle, die nicht dabei waren oder sein konnten – Schade! Aber
ihr könnt ja auf dieser Homepage nachlesen und nachhören, wie es war; und wer
Interesse und Lust darauf hat, kann vielleicht auch ein Exemplar der Demo-Aufnahmen,
die wir gemacht haben – der Grund, weshalb wir nach Berlin sind.
Lahr-Sulz, den 28.12.2008; Dirk Bitterer